die EU bietet eine Vielzahl an Förderlinien,die exzellente Forschungsteams in allen Phasen unterstützen. Im Fokus stehen Program wie ERC-Grants, Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen und EIC Pathfinder. Der Beitrag gibt einen Überblick über Ziele, Förderlogik, Auswahlkriterien, Budgets und Schnittstellen zu nationalen Initiativen.
Inhalte
- Kernprogramme und Ziele
- exzellenzkriterien im Fokus
- Förderquoten und Budgets
- Antragsstrategien mit Praxis
- Open-Science und Verwertung
Kernprogramme und Ziele
Die europäische Förderlandschaft bündelt ihre wirkungsmächtigsten Instrumente, um kooperative Spitzenforschung vom grundlagenimpuls bis zur marktprägenden Innovation zu tragen. Im Zentrum stehen Formate, die exzellente Teams, mutige Ideen und stabile Kollaborationen über Disziplinen und Grenzen hinweg priorisieren. Schwerpunkte reichen von risikoreicher Pionierarbeit über Talentmobilität und Infrastrukturzugang bis hin zur Stärkung leistungsfähiger Ökosysteme in sich entwickelnden Wissenschaftsregionen.
- ERC – Pionierforschung mit Starting, Consolidator, Advanced und Synergy Grants
- MSCA – Talentförderung via Doctoral Networks, Postdoctoral Fellowships, Staff Exchanges und COFUND
- EIC Pathfinder/Transition – radikale Technologien und deren Validierung auf dem Weg zur Anwendung
- Forschungsinfrastrukturen – transnationaler Zugang, gemeinsame Dienste, ESFRI-Anbindung
- COST Actions – thematische Netzwerke für Frühphasen-Kollaboration und Agenda-setting
- widening Measures – Teaming, Twinning, ERA Chairs zur kapazitäts- und exzellenzentwicklung
- RIA/IA/CSA in den Clustern – missionsnahe Verbundprojekte mit klaren Pfaden zu Wirkung und Skalierung
Gemeinsame Zielbilder verbinden wissenschaftliche Exzellenz mit messbarer Wirkung: interdisziplinäre Zusammenarbeit, offene Wissenschaft und FAIR-Datenpraktiken, verantwortungsvolle Forschung, gleichstellungs- und Diversitätsziele, belastbare verwertungs- und IP-Strategien sowie Anschlussfähigkeit an industrielle Wertschöpfung und öffentliche Politikziele (grüne und digitale Transformation). Ergänzend rücken Kapazitätsaufbau, Talentzirkulation, Reproduzierbarkeit und die Verknüpfung mit regionalen Mitteln (z.B. ERDF) in den Fokus, um nachhaltige, resilient finanzierte Teams zu etablieren.
| Ziel | Kernmetrik | Typische Linie |
|---|---|---|
| Durchbruch-Forschung | Neuheitsgrad, Zitierwirkung | ERC |
| Talentmobilität | Mobilitätsmonate, Karriereprogress | MSCA |
| Technologiepfad | TRL-Fortschritt, Validierungsmeilensteine | EIC Transition |
| Infrastrukturzugang | Nutzungsstunden, gemeinsame Dienste | Research Infrastructures |
| Ökosystem-Aufbau | Neue Partnerschaften, Capacity kpis | Widening (Teaming/twinning) |
Exzellenzkriterien im Fokus
Exzellenz in EU-Förderlinien beruht auf klarer, origineller Fragestellung, stringenter Methodenstrenge und transparentem Risikomanagement - getragen von einem komplementären Team mit nachweisbarer Leadership.Bewertet werden zudem belastbare Pläne für Open Science und FAIR-Daten, die einbindung von Ethik und Geschlechterdimension, sowie der europäische Mehrwert durch Vernetzung, Infrastrukturzugang und Beitrag zu strategischen Prioritäten.
- Originalität: Pionier-Ansatz, klarer Erkenntnisfortschritt, Ambition jenseits des Stands der Technik.
- Methodische Exzellenz: robuste Designs, Reproduzierbarkeit, valide Messungen und transparente Protokolle.
- Risiken & Mitigation: realistische annahmen,Alternativpfade,Meilenstein-Trigger.
- Team & Leadership: komplementäre Rollen, Governance, Mentoring- und Diversity-Konzepte.
- Inter-/Transdisziplinarität: kohärente Integration von Disziplinen, relevante Partnerökosysteme.
- Open Science & Daten: DMP,FAIR-Standards,Open-Access-Strategie,sichere Datenethik.
- Impact-Logik: klare Ergebnisse, Verwertungspfad, Policy- und Industrieanschluss, Kommunikation.
- Machbarkeit: realistischer Ressourcen- und Zeitplan,messbare KPIs.
| Förderlinie | Primäres Kriterium | Gewichtung | Besonderer Fokus |
|---|---|---|---|
| ERC | Wissenschaftliche Exzellenz | 100% | Pionierforschung, High-Risk/High-Gain, Track-Record der PI |
| MSCA | Exzellenz, Impact, Implementierung | 50/30/20 | Training, Mobilität, Betreuung, karriereentwicklung |
| EIC Pathfinder | Exzellenz, Impact, Implementierung | ≈ je 1/3 | Deep-Tech Breakthroughs, Portfolio-Ansatz, Verwertung |
| Cluster-Projekte | Exzellenz, Impact, Implementierung | ≈ je 1/3 | Missionsfit, Skalierung, politikrelevanz, Standardisierung |
Überzeugungskraft entsteht durch überprüfbare Evidenz und kohärente Umsetzungslogik: präzise Ziele mit messbaren Indikatoren, baseline und Meilensteinen; ein konsistenter Verwertungs- und IP-Plan; nachvollziehbare Governance mit Rollen, Entscheidungswegen und Qualitätskontrolle; sowie belastbare Stakeholder-Einbindung über Pilotumgebungen, Living Labs oder Beiräte. Relevante Vorarbeiten (Pilotdaten, Prototypen, Preprints), definierte Daten- und Metadatenstandards, ein konkreter Open-Access-Pfad und ein gepflegtes Risikoregister mit Triggern und Verantwortlichkeiten zeigen Umsetzbarkeit auf Augenhöhe mit den höchsten Exzellenzanforderungen.
Förderquoten und Budgets
Die Finanzierungslogik unter Horizon europe setzt auf hohe Zuschussraten bei klar definierten Kostenarten. Bei reinen forschungsaktivitäten liegt die Zuwendungsrate typischerweise bei bis zu 100% der direkten, zuschussfähigen Kosten; darauf kommt eine Pauschale von 25% für indirekte Kosten. Innovationsmaßnahmen für gewinnorientierte Akteure werden häufig mit 70% kofinanziert. ERC-Förderungen folgen dem 100%-Grundsatz, während MSCA über pauschalierte Einheitssätze abrechnen. Projektbudgets strukturieren sich entlang von Personal, Infrastruktur/Abschreibungen, Reisen, Subaufträgen sowie management und Kommunikation. Bewilligungsraten variieren nach fachfeld und Call; besonders kompetitive Linien verbinden niedrige Erfolgsquoten mit hohen Einzelbudgets.
- Förderintensität: F&E bis zu 100% direkte Kosten; Innovationsmaßnahmen für For-Profit oft 70%.
- Indirekte Kosten: Pauschale von 25% auf die förderfähigen direkten Kosten.
- Kostenkategorien: Personal, Ausrüstung/Abschreibungen, Reisemittel, Subcontracting, Management, Dissemination/Open Science.
- Bewilligungsraten: stark call- und fachabhängig; Spitzenlinien zeigen zweistellige, teils niedrige Quoten.
- Budgetlogik: realistische Personalkalkulation, angemessene Geräteanteile, klare Work-Package-Zuordnung.
Indikative Kennzahlen ausgewählter Linien verdeutlichen die Spannweite zwischen Erfolgswahrscheinlichkeit und Mittelvolumen. Die folgende Übersicht enthält Richtwerte; konkrete Ausschreibungen können abweichen und spezifische Caps, Laufzeiten oder Konsortialanforderungen vorsehen.
| Linie | Typisches Budget | erfolgsquote | Besonderheit |
|---|---|---|---|
| ERC Starting | 1,5-2,0 Mio. € (+ Option) | 12-15% | Einzelförderung, bis 5 Jahre |
| ERC Consolidator | 2,0-3,0 Mio. € | 12-15% | Einzelförderung, bis 5 Jahre |
| ERC Advanced | 2,5-3,5 Mio. € | 13-14% | Einzelförderung, bis 5 Jahre |
| MSCA Doctoral Networks | 2-4 mio. € | 10-15% | Konsortium, 48 Monate |
| MSCA Postdoctoral Fellowships | 160-200 T€ je Fellow | 14-18% | Einzelförderung, 12-24 Monate |
| Horizon Europe RIA | 3-6 Mio. € | 10-20% | Kooperationsprojekt, 36-48 Monate |
| EIC Pathfinder | 3-4 Mio. € | 8-12% | High-Risk/High-Gain, TRL 1-4 |
Angaben sind Richtwerte und dienen der Orientierung; die tatsächlichen Bedingungen sind ausschreibungsspezifisch.
Antragsstrategien mit Praxis
Exzellenz überzeugt,wenn sie mit umsetzbarer Impact-Logik verknüpft ist: eine stringente Storyline von der offenen forschungsfrage über einen klaren EU-Mehrwert bis hin zur verwertung in Wissenschaft,Wirtschaft und Gesellschaft. Zielführend sind knappe Kernbotschaften, visuelle Roadmaps und ein konsistenter Faden zwischen Stand der Technik, neuem Ansatz, methodischer Robustheit, Daten- und IP-Strategie. relevanz wird erhöht durch Passfähigkeit zu horizon Europe Work Programmes, Missionen, Partnerschaften und Standardisierungsvorhaben sowie durch glaubwürdige Beteiligung von Endanwendern, KMU und Behörden.
- Value Proposition (1-2 Sätze): problem, Durchbruch, Nutzen
- Arbeitsstruktur: fokussierte WPs, messbare Deliverables, klare KPIs
- Risiken: wissenschaftliche und managementbezogene risiken mit Back-ups
- Open Science & FAIR: datenmanagement, Replikation, Code-Release
- Ethik & Gender/Human Factors: adressiert, nicht angehängt
- Exploitation & IP: Verwertungsplan, Governance, Freedom-too-Operate
- TRL-Pfad: realistische Skalierung, Standardisierung, Regulierung
- Budget-Story: Kosten folgen Aufgaben; Schlüsselressourcen begründet
| Förderlinie | Eignung für Teams | Erfolgshebel | Kurzrisiko |
|---|---|---|---|
| ERC Synergy | komplementäre Spitzenforschung | gemeinsame Hypothese, echte Interdependenz | bloße Add-on-Kooperation |
| MSCA Doctoral Networks | Ausbildung plus Forschung | kohärentes Curriculum, Industrieeinbindung | unzureichende Supervisionsstruktur |
| EIC Pathfinder Open | visionäre, risikoreiche Ideen | Breakthrough + plausible Wegmarken | Technologie ohne Use-Case-Pfad |
| HE RIA (Pillar II) | missionsnahe Kooperation | Policy-Fit, Stakeholder-Piloten | zu breite, diffuse Ziele |
Bewertungsgremien fokussieren auf Excellence, Impact, Implementation. Klar strukturierte Texte, früh platzierte Botschaften, schlüssige Abbildungen (Gantt, PERT, Impact-Pathway) und knappe Executive Summaries erhöhen die Punktzahl. ein interner Mock-panel-Prozess mit Scorecards und hartem Redlining reduziert Unschärfen, während konsistente Terminologie, Querverweise und Terminpläne die Glaubwürdigkeit stärken.Konsortien gewinnen,wenn Rollen,Governance und Entscheidungswege einfach erklärt und operativ durch kpis,Meilensteine und Controlling-Mechanismen abgesichert sind.
- Feinschliff-Check: Titel/Abstract tragen das Alleinstellungsmerkmal
- Abstimmung: Ausschreibungscall-Text spiegelt sich in Zielen und WPs
- Visuals: eine Seite mit Value Chain, impact und verwertung
- Kohärenz: Budget pro WP, Personmonate, Ressourcen logisch verknüpft
- Stakeholder: Letters of Support, Pilotumgebungen, Standardisierungsgremien
- Nachhaltigkeit: Dissemination/Exploitation-Plan mit klaren Verantwortungen
- Qualität: konsistentes Wording, klare Sprache, keine Akronymflut
Open-Science und Verwertung
Offene Praktiken werden als Qualitätsmotor genutzt: transparente Methoden, zugängliche Daten und nachnutzbare Software erhöhen Reproduzierbarkeit und beschleunigen Anschlussforschung. In Horizon Europe verankert sind unter anderem sofortiger Open Access zu begutachteten Artikeln, FAIR-konforme Daten über einen Datenmanagementplan, die Nutzung vertrauenswürdiger, EOSC-kompatibler Repositorien, maschinenlesbare Lizenzen sowie persistente Identifikatoren.Ergänzend stärken Open Methodology, Preprints, registered Reports und – wo fachlich sinnvoll – Citizen-Science-Formate die Sichtbarkeit, Qualität und gesellschaftliche Relevanz.
- Open-Access-Policy: sofortige Bereitstellung der AAM/VoR, bevorzugt CC BY, mit Deposit in einem offenen Repository.
- Datenmanagementplan: lebendes Dokument, FAIR-Metadaten, klare Aufbewahrungsfristen, DSGVO-konforme Anonymisierung.
- Repositorien & PIDs: DOIs für Daten/Software, ORCID für Forschende, ROR für einrichtungen, Versionierung und Zitierhinweise.
- Offene Software: reproduzierbare Pipelines (Container/Workflow-Dateien), OSI-Lizenzen (z.B. Apache-2.0, MIT), strukturierte READMEs.
- Qualität & Ethik: offene Protokolle, optional Open Peer Review; bei sensiblen Daten kontrollierter Zugang und Governance-Regeln.
Verwertung wird frühzeitig geplant und über eine Roadmap mit Meilensteinen,Verantwortlichkeiten und Indikatoren gesteuert. IP-Management klärt Background/Foreground, Access Rights und Joint Ownership; ein TRL-Pfad führt zu Demonstratoren, Piloten und – wo relevant – Standardisierungsbeiträgen (CEN/CENELEC/ISO). Wissenstransfer erfolgt über Lizenzen, Spin-offs, offene Standards und Beiträge zu Datenräumen; regulatorische und ethische Anforderungen, Interoperabilität und Security-by-Design werden systematisch adressiert.
| Ergebnis | Verwertungspfad | Schutz/Lizenz | Frühindikatoren |
|---|---|---|---|
| Publikation | OA-Repository + Journal | CC BY | Zitationen, Altmetrics |
| Datensatz | EOSC-Repository + Data Paper | CC BY/CC0 oder kontrolliert | Downloads, Re-Use |
| software | Open Source + Dual Licensing | Apache-2.0 / kommerziell | Forks, PoCs |
| Prototyp | Pilot mit Partnern | Patent/Design/No-how | TRL-Anstieg, LoIs |
| Standardbeitrag | WG bei CEN/CENELEC/ISO | FRAND | Referenzierungen |
Welche EU-Förderlinien unterstützen exzellente Forschungsteams?
Unter Horizon Europe fördern u.a. ERC (Starting, consolidator, Advanced, Synergy), MSCA (Doctoral Networks, Staff Exchanges), kooperative RIA/IA in Pfeiler II, sowie Exzellenzprogramme wie Teaming, Twinning, ERA Chairs und EIC Pathfinder.
Worin unterscheiden sich ERC- und MSCA-Förderungen?
ERC finanziert wissensgetriebene Pionierforschung mit großen Einzeldrittmitteln für Principal Investigators und deren Teams, bewertet ausschließlich Exzellenz. MSCA fokussieren Mobilität, Qualifizierung und Netzwerkbildung über Konsortien.
Nach welchen Kriterien werden Anträge bewertet?
Gemeinsam gelten wissenschaftliche Exzellenz und Glaubwürdigkeit des Ansatzes als zentral. In MSCA und kooperativen Verbünden zählen zusätzlich Wirkung (Impact), Umsetzung und Ressourcen. Im EIC spielen Neuartigkeit und Risiko eine größere Rolle.
Wie läuft die Antragstellung typischerweise ab?
Anträge werden über das Funding & Tenders portal eingereicht,oft zweistufig mit Kurz- und Vollantrag. Feste vorlagen, strikte Fristen und Ethikprüfungen sind üblich; bei ERC folgt häufig ein interview. Konsortialverträge werden nach Zuschlag verhandelt.
Welche Förderquoten, Budgets und Laufzeiten sind üblich?
Förderquoten: RIA/MSCA bis 100 %, IA für Unternehmen meist 70 %. Typische ERC-Budgets: Starting ~1,5 Mio., Consolidator ~2 Mio., Advanced ~2,5 Mio., Synergy bis ~10 Mio. Laufzeiten reichen je nach Linie von 2 bis 6 Jahren.

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